Familiensystem
Jedes Mitglied der Familie ist mit Geschichten und Erfahrungen des gesamten Familiensystems verbunden.
Schon 1913 erwähnte Sigmund Freud, dass „keine Generation imstande sei, bedeutsamere seelische Vorgänge vor der nächsten Generation zu verbergen.“
Schicksale, die tiefe seelische Spuren bei Familienangehörigen in der Vergangenheit hinterlassen haben, können unbewusst an die nächste Generation übertragen werden.
Dies kann auf verschiedene Arten geschehen, z. B. Erziehungsmodelle, Werte, Normen, etc., aber auch durch versteckte, verdrängte oder verschwiegene Erfahrungen bzw. Geschehnisse.
Viele Gespräche in den vergangenen Jahren mit Betroffenen, stellt dieses Phänomen dar.
Neben den erwähnten Erlebnissen/besonderen Ereignissen zeigte sich auch häufig das Thema „Kriegskindheit der Eltern“, als eine mögliche Ursache der Problematiken der betreffenden Personen und dem
gesamten Familiensystem.
So kann z. B. sein, dass ein Kind, das im 2. Weltkrieg Angst, Hunger, Not, Flucht, Unsicherheit, fehlende Geborgenheit, Hilflosigkeit, Gewalt, Scham, etc. erlebt hat, die Entwicklung des Kindes sehr
beeinflusst und belastet hat.
Je nachdem, wie die Familienstruktur damals war, "verarbeitete" es die Situation ganz individuell.
Verschiedene Abwehrmechanismen stehen bei hilflosen Situationen zur Verfügung z. B. Verdrängen, Vergessen, Abspalten oder Ungeschehen machen, damit ein emotionales Überleben möglich ist. Unbewusst
begleiten aber diese Gefühle und Erlebnisse die Entwicklung und das Erwachsenwerden des Kindes.
Diese Überlebensstrategien der (Nicht)Aufarbeitung können sich dann in den Erziehungsmodellen der eigenen Kinder zeigen.
Eine Übertragung auf die nächste Generation, den Kindern der Kriegskinder - den Kriegsenkeln - kann die Folge sein.